Kap. 1: Ein voreiliges Versprechen

Es war eine warme Nacht in der jamaikanischen Stadt Port Royal. Aber sie war auch recht laut, denn Port Royal war ein Piratennest allererster Kajüte! Säbel klirrten, Pistolenschüsse hallten durch enge Gassen und raue Stimmen grölten Seemannslieder. Kein Wunder, versammelten sich hier doch die schlimmsten Schurken der ganzen Karibik, um ihre Beute zu verprassen! Nur die Insel Tortuga, die ihren Namen ihrer einer Schildkröte sehr ähnlichen Form verdankte (Das Wort Tortuga ist Spanisch und bedeutet nichts anderes als Schildkröte!), konnte es in Sachen Piratendichte noch mit Port Royal aufnehmen. Obwohl Hispaniola auch keine schlechten Karten hatte, denn die Insel war sozusagen das Hauptquartier der Bukanier, jener Jäger, die sich, Brüdern ähnlich, fürsorglich umeinander kümmerten und sich durch die Hilfe von anderen Seeräubern ebenfalls im Handumdrehen zu gefürchteten Piraten gemausert hatten! Zu denen gehört auch der Protagonist dieser Geschichte, den ich euch sogleich vorstellen werde! Zurück nach Port Royal. In der lauten und manchmal sogar richtig gefährlichen Stadt gab es auch ruhige Plätze. Wie den Hügel, auf dem Captain Jake Blue stand. Er war im Gegensatz zu anderen Piratenkapitänen ein eher ruhiger und gutmütiger Mann, der aber, wenn’s drauf ankam, zu einem nicht zu unterschätzendem Gegner wurde. Und er war nicht allein. Neben ihm stand, mit im Mondschein leuchtenden Augen seine Geliebte Marcia. Nach einiger Zeit lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und flüsterte: ,,Weißt du, schon als ich noch klein war, hatte ich, wie soll ich sagen, ein Faible für Piraten.‘‘ ,,So?‘‘, entgegnete Captain Blue, während er seinen Arm um ihre Schultern legte. ,,Ja. Ich hielt sie für Helden, die alles können und keine Angst kennen.‘‘ ,,Und jetzt?‘‘, fragte Jake interessiert. ,,Na ja… Du und deine Crew, ihr habt mich gelehrt… dass Piraten auch nur Menschen sind.‘‘ ,,Ach was!‘‘, entfuhr es dem Captain, ,,Aber du weißt, wenn ich es für dich mache, kann ich auch alles!‘‘ ,,Schmeichler. Dann kannst du mir doch auch bestimmt die Sonne vom Himmel holen, oder, Captain?‘‘, fragte Marcia ihn, und kam ihm mit dem Gesicht so nahe, dass ihre Lippen beim Sprechen fast seine  berührten. ,,Ääähm… Sicher, das kann ich!‘‘, stammelte der Pirat, ,,Du weißt doch, mit meiner Mannschaft schaffe ich Unmögliches! Wir finden jeden Schatz und entern jedes Schiff!‘‘ ,,Hervorragend! Ich freu mich schon!‘‘, sagte Marcia leise und wandte sich ab. Nach ein paar Metern drehte sie sich noch einmal um und rief: ,,Es muss ja nicht die ganze Sonne sein. Ein Splitterchen würde mir schon reichen.‘‘ ,,Aye, aye, Liebste! Gute Nacht!‘‘, antwortete Captain Jake Blue. Doch als Marcia außer Sicht- und Hörweite war, murmelte er: ,,Bei Poseidons Dreizack, was habe ich mir da nur eingebrockt? Die Sonne vom Himmel holen, das ist doch unmöglich! Was mache ich denn jetzt?‘‘